How to Energiewende in 10 Jahren

Weniger todernst gleich mehr besser. Und trotzdem ernst gemeint ist noch besserer. So geht Energiewende in zehn Jahren: Mit Humor und Klartext. Sechs Teile!? Gern, würde auch 17 lesen. Danke Graslutscher.

Im engeren Sinne geht’s zwar um Deutschland, in den Grundzügen ist aber alles auf die Schweiz übertragbar. Vielleicht hapert’s im Detail nicht genau am selben, aber die Einstellung ist dieselbe: Geht nicht, weil kann nicht gehen, weil war schon immer so, weil ist mühsam und müsste jemand anders, aber nicht jetzt und heute. Was natürlich schwer ist, da vor zehn und zwanzig Jahren schon derselbe Geist herrschte.

Verhältnisblödsinn und der Brontosaurus im Raum

Die Klimakrise ist zu ¾ ein Problem unserer Energieversorgung. Furzende Kühe, Beton, Plastik – alles auch nicht geil, aber kackt auf einen kleineren Haufen. Wer bei Energieversorgung die Augen verdreht – zu abstrakt, nein danke – wird mit Grafiken und blumiger Sprache abgeholt:

Diese ganzen schwindelig machenden 73,2 Prozent benutzen wir im Prinzip nur, um damit irgendwelche Dinge zu erhitzen, Dinge zu bewegen oder irgendwo elektrischen Strom durchzujagen. Nun sind wir ja pfiffige kleine Homo Sapiens und können daher Sachen erwärmen und bewegen, ohne dabei prähistorische Pflanzen (Erdöl, Erdgas und Kohle) zu verbrennen, z.B. mit Wärmepumpen, Fernwärme, Schnellzügen und Bobby-Cars.

Das Problem: Nur etwa ein Siebtel der verbrauchten Energie ist im Moment Strom. Und davon ist dann etwa die Hälfte grün. Gibt 7% grünen Strom. Fuck.

Aber:

Strom spart Energie

Klingt blöd, ist aber so. Fossile Brennstoffe sind superpraktisch weil verfügbar, aber auch superineffizient. Meist geht beim Verbrennen über die Hälfte der Energie als Abwärme flöten. So kommt es, dass mit dem Umstieg auf strombasierte Energie der Energiebedarf auf 40% sinkt (!).

Heisst: Wir brauchen zwar mehr Strom, aber viel weniger Energie, wenn die Energiewende durch ist. Das wird in Teil 2 vorgerechnet. Woher der Strom kommen soll, ist Thema von Teil 3. Spoiler: Wind und Sonne.

Tja, dann müssen wir unseren Plan von der Energiewende wohl leider aufgeben, schade… aber halt, was ist das da am Himmel? Ist das ein Vogel? Ein Flugzeug? Nein, es ist Super-Solarzelle!

Aber das schaffen wir doch nie!

Ein gewisser Grundpessimismus beim Thema Energiewende ist durchaus based (ist ja nicht so, dass wir das nicht schon lang hätten angehen können). Aber der Text schafft es trotzdem, die Laune anzuheben.

Nochmals Spoiler: Elektrizität aus Wind und Sonne zu gewinnen, ist in den vergangenen 10–20 Jahren um ein Vielfaches effizienter und billiger geworden. Diese Zusammenhänge im praktischen Überblick serviert zu bekommen tut gut, auch wenn man mit einer gesunden Skepsis gegenüber “Technik wird alles lösen” durch die Welt geht.

A propos Skepsis.

Und äh… Vögel! Lithium! Winter!

Wer nur schon leicht optimistische Voten zur Energiewende abgibt, wird zuverlässig mit den Klassikern konfrontiert: Aber die Vögel, die fliegen doch in die Windräder!! Und die Batterien sind ja auch meEgA umweltschädlich!1!! Und was machen wir in der Nacht und im Winter, hä?!?

Auch wenn die intellektuelle Flughöhe solcher Einwände vor allem Uninformiertheit oder Veränderungsunnwillen bezeugt: Graslutscher has you covered.

  • Tag/Nacht-Schwankungen und mögliche Lösungen → Teil 4
  • Ansätze zur saisonalen Energiespeicherung für den Winter → Teil 5
  • Stromnetz, Rohstoffe, Kosten → Teil 6

Fazit: Es geht. Es hat seinen Preis, aber nichts tun wird viel teurer.

Die Energiewende scheitert nicht an der Technik. Wir können klimaneutral genug Energie erzeugen und auch speichern. Wir können auch unsere Netze entsprechend ausbauen, sie verbraucht weniger Rohstoffe als fossile Technik und kommt uns viel günstiger als ein Festhalten am alten System. Was uns dafür aktuell fehlt: Politischer Wille und die Weitsicht, dieses Jahrhundertprojekt endlich mit dem nötigen Ernst anzugehen.

Kim   •   11.12.2021