Sonne + Speicher = Energieversorgung der Zukunft

Volts: Solar+storage is so much farther along than you think

David Roberts spricht bei Volts (hier auch schon verlinkt, nah an der Wirtschaft, manchmal etwas marktgläubig, aber differenziert) mit Energie-Expertin Kostantsa Rangelova und -Experte Dave Jones der NGO Ember. Sie haben für eine Studie durchgerechnet, wie weit man käme, wenn man die Energieversorgung auf Photovoltaik und Batterien abstützen würde. Fazit: Sehr weit für sehr wenig Geld.

Stromgestehungskosten: Eine Einführung

Kurzer Theorie-Input: Stromgestehungskosten oder Levelized Cost of Electricity (LCOE) sind die Kosten einer Menge Strom über die gesamte Laufzeit einer Anlage. Es werden also möglichst alle Kostenfaktoren eingerechnet vom Bau über den Betrieb bis zum Ableben, um Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Energiegewinnungsmethoden herzustellen.

Die Angabe erfolgt in Preis pro KWh oder MWh (vgl. Wie viel ist das?). Oft wird nach Ort und nach Neubau vs. bestehende Anlagen unterschieden und die Preisentwicklung über die Zeit betrachtet. Einen guten Anhaltspunkt für die USA gibt die folgende Grafik von Wikipedia (CC BY-SA 4.0):

LCOE verschiedener Energieproduktionsmethoden

Wir nehmen mit: Solar und Wind sind am billigsten. Die LCOE liegt etwa bei 50$ pro MWh (bzw. 0.05$ pro KWh). Erdgas liegt etwa bei 70$ (USA, in Europa eher über 100$), AKWs bei 150-200$. (Wer’s genauer wissen möchte: Die deutsche Wikipedia listet detailliertere Zahlen auf.)

Nun liefern jedoch Fossil- und Atomkraftwerke Bandstrom, Solar und Wind aber nicht. Deshalb die Idee: Rechnen wir doch die Kosten fürs Speichern auch gleich rein.

Solar + Speicher, Stand 2024

In ihrer Studie haben die Podcast-Gäste für zwölf Städte durchgerechnet: Wie viel würde es theoretisch kosten, den Grossteil der Energie mit Solarpanels und Batteriespeicher abzudecken?

Man könnte nun die LCOE für eine Versorgung von 100% mit Solar plus Speicher anschauen – aber dann wäre der Preis viel höher, da man für die sonnenärmsten Tage enorme Batteriekapazitäten (und mehr Module) vorhalten müsste. Also nimmt die Studie definierte Kapazitäten an, die im Normalfall auf 1 GW Leistung kommen (sie nehmen dafür Solarmodule, die 6 GW liefern und Batterien, die 17 GWh speichern können), und schauen an, wie teuer das kommt (Stand 2024) und an wie vielen Stunden im Jahr (in Prozent) die angepeilten 1 GW erreicht werden.

Das Resultat: Für etwas über 100$ pro MWh ist (Stand 2024) an der Hälfte der Orte in über 90% der Zeit die Versorgung sichergestellt (Grafik CC-BY-4.0, Ember):

Share of 1GW constant electricity supplied, using 6 GW solar with 17 GWh battery (2005-2023 average), and Levelized cost of electricity, USD/MWh

Solar + Speicher, Stand 2025+

Das sind noch ein paar Abers:

  • Geht nicht überall und wo’s geht, geht’s nicht durchgehend.
  • 100$ ist nicht mehr unbedingt billiger als Erdgas.
  • Die benötigte Fläche ist eine weitere Frage, die im Podcast besprochen wird.

Alles richtig – und trotzdem: Dass man nur mit PV und Batterien so weit kommt, macht grosse Hoffnung. In der Realität wird die Energieversorgung wohl eh diverser sein.

Mit 100$ LCOE ist das im Moment nicht mehr unbedingt der günstigste Strom (im Gegensatz zu Solar/Wind ohne Speicher für 50$) – aber die Batterietechnologie entwickelt sich rasant. Im Jetzten Jahr allein sind die Kosten um 40% (!) gesunken, was die LCOE für 2025 um 20% senken würde.

Fazit

Nicht alles ist gloom und doom in Sachen Klima. Schon jetzt sind Solar- und Windstrom im globalen Durchschnitt billiger als alles andere. Und bald werden auch Batterien so billig sein, dass es sich auch wirtschaftlich an vielen Orten auf dem Planeten kaum noch rechnet, etwas anderes aufzustellen.

Ein Nachteil ist der Platzbedarf; dafür können Solar und Batterien dezentral und recht schnell aufgestellt werden. Ob die nötigen Ressourcen zu rechtfertigen sind, soll an dieser Stelle nicht erörtert werden, allerdings sei angemerkt, dass der Nutzen (eingesparte Emissionen) riesig ist.

Kim   •   20.7.2025