Guter Klimaschutz beachtet die Funktionsweise von Ökosystemen

Eine Zusammenfassung der Podcast-Episode SRF “Zwischen den Schlagzeilen”: Auch Wildtiere haben einen Klimaeffekt ist bei den Notizen zu finden: Klimawirkung von Wildtieren. Ein guter Anlass, um sich über Anforderungen an sinnvollen Klimaschutz Gedanken zu machen.

Seeotter
Seeotter: Superherzig und super fürs Klima. Foto von Karen Hall auf Flickr

Mit Gruss vom Biologieunterricht: Komplexe Zusammenhänge sind komplex.

Mir persönlich erschienen kontraintuitive ökologischen Zusammenhänge in der Bio (und auch noch heute) immer etwas beliebig und deshalb frustrierend. Aber es gibt Leute, die sich gern damit beschäftigen und tolle Arbeit leisten, Licht in die Zusammenhänge zu bringen. Ihre Forschung zu unterstützen, scheint mir deshalb das einzig Sinnvolle. Solang ich keine Bioprüfungen mehr schreiben muss.

Komplexität ist nicht der Feind. Wir müssen akzeptieren, dass Dinge nun mal komplex sind. Sich deshalb auf einen Teilzusammenhang oder eine Erkenntnis aus einem Kontext einzuschiessen und sie absolut zu setzen, bringt uns nicht weiter (Beispiel: “Bäume fällen ist immer falsch”).

Wenn Zusammenhänge komplex sind, steckt der Teufel oft im Detail. Das Argument, dass nicht alle Auswirkungen klar sind, wird natürlich von Leuten mit anderweitigen Interessen gern als Feigenblatt benutzt (à la “Das Beispiel in der Prärie zeigt ja, dass weniger Wölfe gut fürs Klima sind, also lasst sie uns abschiessen.”). Deshalb die Komplexität zu scheuen, wäre aber falsch. Die Kunst besteht darin, das Augenmass zu behalten: Parolen wo’s Parolen braucht, Komplexität wo sie angezeigt ist.

In die Natur eingreifen oder nicht?

Einerseits ist es heikel, in ein Ökosystem einzugreifen; andererseits sind intakte (unökologisch gesprochen: “balancierte”) Lebensräume eine Chance für Klimaschutz, was Eingreifen (z.B. Artenschutz) je nach Fall sinnvoll erscheinen lässt.

Daraus schliesse ich, dass die Idee von der idyllischen, unberührten Natur, die selbst wisse, was gut ist, uns nicht weiterbringt. Sondern Erkenntnisse von Menschen, die solche Systeme untersuchen. Die Basis muss ein informiertes Bild von Ökosystemen sein, keine Romantisierung. Ganzheitliches Verständnis lässt uns die Auswirkungen von Eingriffen abschätzen. Was mich zum letzten Punkt bringt:

Guter Klimaschutz ist holistisch

Meine Schlussfolgerung (auf einer etwas abstrakteren Ebene) ist, dass Biodiversität, Artenschutz und intakte Ökosysteme nicht als “gschpürschmi” (Gefühlsduselei) abgetan, sondern für einen sinnvollen Klimaschutz mitgedacht werden müssen.

Der Blick der Ökologie zeigt, dass wir nicht dem einen grossen Plan nacheifern sollten, mit dem alle Probleme zu erschlagen seien (und der dann anderswo kontraproduktive Auswirkungen hat).

Kim   •   5.12.2020   •   abgelegt unter  
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